„[Rn. 29] (a) Erliegt ein Täter – wie vorliegend der Zeuge B. – bei der Bestimmung des angegriffenen Tatobjektes einem Identitätsirrtum, ist dies für ihn unbeachtlich, wenn die Tatobjekte tatbestandlich gleichwertig sind. Denn zum gesetzlichen Tatbestand gehören nur die tatbestandlichen Voraussetzungen und gerade nicht die Identität des Handlungsobjekts (vgl. BGH, Urteil vom 5. August 2010 – 3 StR 210/10 Rn. 11; Urteil vom 7. Oktober 1997 – 1 StR 635/96, NStZ 1998, 294, 295; Fischer, StGB, 71. Aufl., § 16 Rn. 8; Sternberg-Lieben/Schuster in Schönke/Schröder, StGB, 30. Aufl., § 15 Rn. 59; Puppe in NK-StGB, 6. Aufl., § 16 Rn. 93; Kudlich in BeckOK-StGB, 63. Ed., § 16 Rn. 6; Kulhanek in MüKo-StGB, 5. Aufl., § 16 Rn. 114). Gleiches gilt in eingeschränktem Umfang auch für den Anstifter. Ein Irrtum des Haupttäters bei der Zuordnung des Tatobjektes ist danach auch für ihn ohne Bedeutung, wenn sich die daraus ergebende Abweichung von dem geplanten Tatgeschehen in den Grenzen des nach allgemeiner Lebenserfahrung Vorhersehbaren hält, sodass eine andere Bewertung der Tat nicht gerechtfertigt ist (vgl. BGH, Urteil vom 7. Oktober 1997 – 1 StR 635/96, NStZ 1998, 294, 295; Urteil vom 25. Oktober 1990 – 4 StR 371/90, BGHSt 37, 214, 218; siehe auch BGH, Urteil vom 1. August 2018 – 3 StR 651/17, NStZ 2019, 511 Rn. 54 ff.; Urteil vom 23. Januar 1958 – 4 StR 613/57, BGHSt 11, 268, 270 ff. [jew. zur Mittäterschaft]; Fischer, StGB, 71. Aufl., § 26 Rn. 14a; Murmann in: SSW-StGB, 6. Aufl., § 26 Rn. 18; Jakobs, Strafrecht AT, 21. Abschn. Rn. 45; Puppe NStZ 1991, 124; weitere Nachweise aus der Literatur bei Schünemann/Greco in LK-StGB, 13. Aufl., § 26 Rn. 87 mit Fn. 186; Scheinfeld in MüKo-StGB, 5. Aufl., § 26 Rn. 87 ff. mit Fn. 193 - 195; a.A. Binding, Die Normen und ihre Übertretung, Bd. III, S. 213 ff.; Schünemann/Greco in LK-StGB, 13. Aufl., § 26 Rn. 88 ff. mwN).“
BGH, Beschluss vom 23.10.2024 - 4 StR 488/23 - LG Halle